„Bilderkennung ist bei der Tarifierung hilfreich.“ - zoll-export.de
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Interview mit Marc Fuhrmeister (Leiter Softwareentwicklung)

„Bilderkennung ist bei der Tarifierung hilfreich, weil technische Zeichnungen und Bilder in Sekundenschnelle erkannt werden.“

Text: Marc Fuhrmeister | Foto (Header): © Oksana – stock.adobe.com

Die Ermittlung der richtigen Warennummer ist in der globalisierten Handelswelt das wesentliche Datenelement im Zoll- und Außenwirtschaftsbereich und wird über die Zollanmeldung hinaus für zahlreiche Prozesse benötigt. Dazu gehören: Statistische Meldungen im Außenhandel, die Ermittlung der richtigen Dokumentencodierung, Genehmigungspflichten, Zusatzzölle, Antidumpingmaßnahmen, Präferenzstatus im Warenursprungs- und Präferenzrecht sowie die Ermittlung von Verboten und Beschränkungen. Unternehmen müssen für jede Ware die richtige Zolltarifposition finden, besonders dann, wenn mehrere Positionen passend erscheinen.

Auszug aus:

Zoll.Export
Ausgabe April 2025
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Viele Unternehmen setzen hier auf Artificial Intelligence (AI), um schneller die richtige Warennummer zu ermitteln. Wie hiermit angelernte Personen ohne Fachwisse in Sekundenschnelle erste Ergebnisse erhalten können, erzählt uns Marc Fuhrmeister, Leiter der Softwareentwicklung bei der FORMAT Software Service GmbH.

Herr Fuhrmeister, in Ihrem Hause haben Sie ein eigenes AI-Team. Wie waren die bisherigen Entwicklungen?
Seit über 5 Jahren haben wir 2 AI-Spezialisten auf dem Gebiet Research & Development. Kürzlich kam ein dritter hinzu. Das Einstiegprojekt war mit unserem Sanktionsmonitor. Danach wurde im Bereich WUP die AI bei der technischen Aufbereitung der Listen- und Verarbeitungsregeln angewendet. Später kam eine Oberfläche des OpenAI ChatGPT für die interne Verwendung raus. Die jüngste Entwicklung ist das AI-Tarifierungstool.

Inwiefern unterstützt das Tool in der Tarifierung?
Das Large Language Model ist in der Lage, Texte schnell zu analysieren und innerhalb von Sekunden erste Ergebnisse zu liefern. Das Tool ahmt nach, wie die Vorgehensweise des Menschen und der Behörden wäre. Es kennt die Besonderheiten der Abschnitte, Kapiteln, Positionen, Zusatzelemente sowie die Erläuterungen und Anmerkungen des Zolls. Verbindliche Zolltarifauskünfte werden mit einbezogen.

Wie stehen Sie zu der Aussage, dass in der Tarifierung durch AI kein Fachwissen mehr nötig ist, da die AI alles übernimmt?
Wer die Erwartung hat, dass die Tarifierungshilfe mit AI einem alles abnimmt, täuscht sich. Es ist aber ein hervorragendes Werkzeug, weil es schnell Anhaltspunkte gibt. So kann auch eine angelernte Person gut zu- und vorarbeiten und die üblichen Standardfälle übernehmen, insbesondere bei Zeitdruck. Die Fachperson überprüft „nur noch“ den Weg zur richtigen Warennummer und konzentriert sich auf die Einreihungsbegründung, die immer von einer Person validiert werden muss. Dadurch bleibt der Fachperson mehr Zeit für schwierige Fälle.

Inwiefern unterscheidet sich Ihr AI-Tarifierungstool von anderen?
Wir haben die cooleren Features! (Lacht) Nein, im Ernst: Wir sind in der Vorauswahl extrem fit. Zudem werden die entsprechenden Beschreibungen für die Einreihungsbegründungen gleich mit ausgegeben.

Was uns definitiv unterscheidet, ist, dass wir mit Bilderkennung arbeiten. In der Tarifierung wird viel mit Beschreibungen und Datenblättern gearbeitet, weil dort alle relevanten Eigenschaften und Informationen stehen. Es ist hilfreich, wenn technische Zeichnungen und dazugehörige Bilder schnell erkannt und mitberücksichtigt werden. Neben der Möglichkeit, mit PDFs, andere Arten von Dokumenten und URLs zu arbeiten, werden bei uns Bilddateien und Dokumente mit Bildern eingelesen. Es kann auch mit einer Kombination aller Methoden gearbeitet werden. Dieses Fusion-Modell lernt mit der Zeit dazu und verfügt bereits über eine hohe Qualitätsstufe.

Können Sie die „Bilderkennung“ etwas näher erklären?
Angenommen, Sie müssen ein Kleid tarifieren. Sie haben 2 Möglichkeiten: Entweder Sie laden das Bild hoch oder Sie machen direkt ein Foto mit der Webcam vom Laptop, Tablet oder Handy. Das AI-Tarifierungstool erkennt, was es ist und fragt nach den Materialien. Ist es aus Baumwolle? Ist es gestrickt oder gewebt? Was für ein Verwendungszweck hat es? All dies ist entscheidend, denn je nachdem führt uns das Tool bei der Einreihung durch das eine oder andere Kapitel. Viele unserer Kunden kommen aus der Bekleidungsindustrie. Da ist es praktisch, wenn man das Tablet mit ins Lager nimmt und die zu tarifieren Kleidung direkt abfotografiert. Diese Integration innerhalb der Anwendung ist ein absoluter Mehrwert.

Wie hilft die AI im „Tarif-Dschungel“ die richtige Wahl zu treffen?
Im Gegensatz zu anderen Tools nutzen wir bislang keinen Chatbot. Stattdessen wird mit gezielten Rückfragen zur Warennummer geleitet. Aus den Eingaben und Dokumenten werden automatisch alle benötigten Daten herausgefiltert. Die Anwendenden haben immer die Option zu wählen, ob sie den Tarifbaum nutzen, selbst wichtige Informationen miteinfließen lassen wollen oder sich komplett an dem Tool orientieren. Im Hintergrund läuft unsere eigene Version des Elektronischen Zolltarifs (EZT). Wir bieten auch eine API zur Integration in eigene Lösungen an. Es ist möglich anzudocken, eine Anfrage zu senden und sich die benötigten Daten rauszuziehen.

Wie viel Know-How in Tarifierung müssen Sie als Softwareentwickler mitbringen?
Wir sind seit über 3 Jahrzehnten auf dem Markt und verfügen über Fachexperten*innen, deren Wissen in unsere Software einfließt. Unser Ziel ist es, dass Kunden, die bereits ihre AES-Vorgänge mit einer unserer Lösungen machen, das AI-Tarifierungstool so nutzen, dass auch sie den Artikelstamm auslesen können. Der EZT kommt zusätzlich zum Einsatz. Das Tarifierungstool ist nur eine von vielen Lösungen, um die Zoll- und Außenhandelsabwicklung automatisiert zu gestalten.

Warum sollte man nicht einfach mit ChatGPT tarifieren?
ChatGPT kennt nur, was es zum Trainingszeitpunkt „gesehen“ hat. Ein Trainingslauf dauert mehrere Monate, das heißt, es werden nie tagesaktuelle Daten enthalten sein. Ja, es gibt das Online-Feature, mit dem ChatGPT recherchieren kann, aber ob hier „zufällig“ die korrekte Quelle gefunden wird, ist fraglich. Es herrscht eine unglaubliche Dynamik und es ist zwingend notwendig, dass ein gutes AI-Tarifierungstool mit tagesaktuellen Daten arbeitet.

Wie wichtig ist Datensicherheit?
Sogar so wichtig, dass wir seit mehreren Jahren vom Bundesverband IT-Mittelstand e.V. die Gütesiegel „Software Hosted in Germany“ und „Software Made in Germany“ erhalten. Damit werden jeweils die Software-Hersteller ausgezeichnet, die unter Berücksichtigung des deutschen Datenschutzrechts internetbasierte Lösungen anbieten sowie durch Anwenderfreundlichkeit und Flexibilität, unter anderem, hervorragen. Wir schließen nicht aus, in naher Zukunft mit externen, nach europäischen Datenschutzregeln agierenden Anbietern zu kooperieren.

Zu guter Letzt: Was sind die nächsten Schritte für Sie, Herr Fuhrmeister?
Aktuell ist die unterstützte Sprache bei der Anzeige der Beschreibung der Warennummer sowie für die Tarifierung Deutsch. Selbstverständlich wollen wir das noch weiter ausbauen und weitere Features optimieren, um die Tarifierung mit AI noch einfacher und effizienter zu gestalten.

Vielen Dank für das angenehme und aufschlussreiche Gespräch, Herr Fuhrmeister.

Der Autor

Marc Fuhrmeister
Leiter Softwareentwicklung, FORMAT Software Service GmbH

Kontakt:
FORMAT Software Service GmbH
Robert-Bosch-Straße 5 (Eingang C)
63303 Dreieich

www.formatsoftware.de
m.fuhrmeister@formatsoftware.de

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